cbrn:chemisch:klasse_2:stoffe:chlor
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Chlor
zu treffende Maßnahmen
- allgemeine Vorgehenshinweise für ABC-Einsätze beachten
- Gefahrenbereich mindestens 50m
- Ausbreitungsverhalten beachten (Austrittsmenge, Geländeprofil), insbesondere tiefer gelegene Bereiche
- Bevölkerung warnen, Fenster und Türen schließen lassen, Lüftungsanlagen abstellen lassen, Räume auf windabgekehrter Seite aufsuchen lassen
- Nachbargebäude nicht räumen
- im Gefahrenbereich Körperschutzform 1 zur Menschenrettung, für Arbeiten CSA (Körperschutzform 3) tragen, bei flüssig austretendem Chlor Kälteschutz (Unterziehkleidung, Füßlinge, Wollhandschuhe)!
- ggf. betrieblicher Gefahrenabwehrplan vorhanden
- Dekontamination mit Wasser
- kontaminiertes Wasser wenn möglich auffangen und entsorgen
- Wasserbehörde verständigen
gasförmig austretendes Chlor
- mit Sprühstrahl niederschlagen (Effekte: in Wasser lösen und verwirbeln/verdünnen)
- entstehende Flüssigkeit ist sauer und oxidierend, aus der wieder geringe Mengen Chlor austreten. Diese mit großen Wassermengen weiter verdünnen!
- vor Einleitung in Kanalisation mit dem Kanalwerk absprechen
- Austritt stoppen:
- Ventil schließen, bei defektem Ventil Gasflaschenabdichtset / Chlor-Notfallset
- festsitzende Ventile nicht mit Gewalt schließen
- vereiste Ventile können aufgetaut werden, aber nicht mit offener Flamme (z.B. Föhn)
- Gasflaschenbergebehälter nutzen, bis dahin Leckage abdichten:
- Keile, Leckbandagen und -dichtkissen verwenden
- notfalls Austrittsstelle mit Sand bedecken
- abgedichteten Behälter unter Wasser lagern (z.B. Müllcontainer), Austritt von flüssigem Chlor verhindern
zusätzliche Maßnahmen für flüssig austretendes Chlor
- nicht mit Wasser auf Lache, Leck oder Behälter spritzen (Beschleunigung der Verdampfung)
- keine CSA aus PVC verwenden (wird bei Kontakt mit flüssigem Chlor brüchig)
- Freisetzungsrate verringern: Flasche so drehen dass Austrittsstelle in der Gasphase liegt
- Austrittsstelle/Lache mit PE-Folie oder Mittelschaum abdecken (Schaum vereist und dichtet ab)
Hitzeeinwirkung auf den Druckgasbehälter
- Behälter kühlen
ab 70°C Gefahr des hydraulischen Behälterzerknalls
besondere Gefahren
- Atemgift, Reiz- und Ätzwirkung, Konzentrationen ab 50 ppm potentiell tödlich, ab 1000 ppm sicher tödlich
- stark korrosiv (vor allem in feuchter Umgebung), greift in Verbindung mit Wasser fast alle Metalle an
- kann brennbare Stoffe zur Entzündung/Explosion bringen
Allgemeine (Vorgehens-)Hinweise
- Chlor kann mittels Natriumthiosulfatlösung oder Wasserstoffperoxid zu ungefährlichem Chlorid reduziert werden
Nachweis
- Geruch
- Indikatorpapier:
- Universalindikatorpapier (pH-Papier) ungeeignet, wird entfärbt
- Kaliumiodidstärkepapier (für Luftprobe davor anfeuchten, in Flüssigkeiten nur kurz eintauchen)
Eigenschaften
- unter Druck verflüssigtes Gas
- 6,7 bar bei 20°C als flüssiges Chlor im Druckgasbehälter
- 1 Liter flüssiges Chlor ergibt entspannt 457 Liter gasförmiges Chlor
- Temperatur von flüssig austretendem Chlor beträgt -34°C
Vorkommen
- Druckgasbehälter
- Gasflaschen bis 52 Liter
- Fässer mit 400 oder 800 Litern Inhalt
- chemisch gebunden, z.B. Tablettenform (Chlorkalk, für Schwimmbäder)
- Pipelines
Stoffdaten
Identifikation | |
---|---|
Alternative Namen | E 925 |
CAS-Nr. | 7782-50-5 |
Gefahrgutbezeichnung | Chlor |
Nummer zur Kennzeichnung der Gefahr | |
UN-Nr. | |
Gefahrzettel | |
ADR-Klasse | ADR-Klasse 2 |
Gasflaschenkennzeichnung | gelb |
ERICard | 2-31 |
Summenformel | Cl₂ |
molare Masse | 70,91 g/mol |
Charakterisierung | |
Aggregatszustand | gasförmig |
Farbe | gelbgrün (in mittleren und hohen Konzentrationen) |
Geruch | stechend |
Brennbarkeit | selbst nicht brennbar, aber stark oxidierend |
Verhalten an Luft | schwerer als Luft |
physikalisch-chemische Eigenschaften | |
Schmelzpunkt | -101 °C |
Siedepunkt | -34 °C |
Dichte | 3,2149 kg/m³ bei 0 °C und 1013 mbar (gasförmig) 1,565 kg/m³ bei -34 °C und 1013 mbar (flüssig) |
Dampfdruck | 3,7 bar bei 0 °C 6,776 bar bei 20 °C 8,8 bar bei 30 °C 11,4 bar bei 40 °C 14,3 bar bei 50 °C 22,2 bar bei 70 °C |
Relative Gasdichte (zu Luft) | 2,4865 |
Wasserlöslichkeit | 7,3 g/l bei 20 °C (gering) |
Wassergefährdungsklasse | 2 |
Explosionsgefahr bei Reaktion mit | Aminen; Ammoniak; Acetaldehyd; Acetylen; Alkylphosphine (Schlag); Amidosulfonsäure; Ammoniumchlorid; Antimonwasserstoff; Aziridin; Benzin; Benzol (Dampf/ Licht); Borhydriden; Brompentafluorid (Wärme); Butadien; Butan; tert.-Butanol; 1-Chlor-2-propin/ Eisen; Chlorwasserstoffgas/ Luft; Cyanursäure; Diboran; Dibutylphthalat (Hitze); Diethylether; Difluordioxid; Dimethylformamid; Dimethylsulfoxid; Disilyloxid; Ethan/ Kohle; Ethen/ Luft; Ethylphosphin; Fette; Fluor (Funken); Glycerin/Chlor flüssig; Gummi/Chlor flüssig; Hexachlordisilan/Wärme; Hydrazin; Hydrazinsulfat; Kohlenwasserstoffen; Leinöl/Chlor flüssig; Methan/ Katalysator; Phenylmagnesiumbromid (seldom); Phosphor (weiß); Polypropylen/Chlor flüssig; Propan (Hitze); Propen (Hitze); Pyridin, chloriert/ Eisen; Sauerstoff; Schwefelkohlenstoff/ Eisen; Stickstofftrichlorid; Stickstofftriiodid; Styrol/Eisen(III)chlorid; Sulfaminsäure/ Wasser; Tetraselentetranitrid; Vanadiumpulver; Wachs; Wasserstoff |
gefährliche Reaktion mit | Alkalimetallen; Alkoholen; Aluminium; brennbaren Stoffen; Reduktionsmitteln; organischen Stoffen; Wasser; Metallpulvern; Arsenwasserstoff; Berylliumpulver; Bor; Caesiumacetylid; Caesiumoxid (Wärme); Calcium; Calciumhydrid; Calciumnitrid; Cyanwasserstoff; Dichlordimethylether; Dimethylether; Dioxandampf (Wärme); Metallcarbiden; Ethylenoxid; Glycerin (Einschluss); Hydroxylamin; Iod /Chlor flüssig; Metallhydriden; Kautschuk; Kohle/Aktivkohle; Lithiumsilicid; Merkaptanen; Metalle/ Hitze; Metalle/Feuchtigkeit; Methylvinylether; Natriumhydroxid; Öl; Phosphinen; Phosphiden; Phosphor (rot); Phosphortrioxid; Phosphorwasserstoff; Quecksilberoxid; Schwefelwasserstoff; Silanen; Silberoxid; Sulfiden; Terpentinöl; Wolframdioxid/Wärme; Zinkdiethyl; Zinnfluorid |
Maßnahmen bei Bränden | |
geeignete Löschmittel | Stoff nicht brennbar. |
Grenzwerte | |
Geruchsschwellenwert | 0,01 bis 0,3 ppm (verschiedene Angaben in der Literatur und abhängig vom Individuum) |
AGW-Wert | 0,5 ppm / 1,5 Vol-% |
ETW-Wert | 1 ppm |
Arbeit auf Dauer unerträglich, starke Reizsymptome | 3 ppm |
IDLH-Wert | 10 ppm |
Lebensgefährlich bei Einwirkung bis 30 Minuten | 20 ppm |
Tod in 30 - 60 Minuten | 50 ppm |
Tod in 5 - 10 Minuten | 200 ppm |
GHS-Einstufung und Kennzeichnung | |
GHS-Piktogramm(e) | |
GHS-Signalwort | Gefahr |
GHS-Gefahrenhinweise (H-Sätze) | H270: Kann Brand verursachen oder verstärken; Oxidationsmittel. H280: Enthält Gas unter Druck; kann bei Erwärmung explodieren. H330: Lebensgefahr bei Einatmen. H315: Verursacht Hautreizungen. H319: Verursacht schwere Augenreizung. H335: Kann die Atemwege reizen. H400: Sehr giftig für Wasserorganismen. EUH071: Wirkt ätzend auf die Atemwege. |
GHS-Sicherheitshinweise (P-Sätze) | P260: Gas/Dampf nicht einatmen. P220: Von brennbaren Materialien entfernt aufbewahren. P280: Schutzhandschuhe/Schutzkleidung/Augenschutz/Gesichtsschutz tragen. P244: Druckminderer frei von Fett und Öl halten. P273: Freisetzung in die Umwelt vermeiden. P304+P340: BEI EINATMEN: An die frische Luft bringen und in einer Position ruhigstellen, die das Atmen erleichtert. P305+P351+P338: BEI KONTAKT MIT DEN AUGEN: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser spülen. Vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter spülen. P332+P313: Bei Hautreizung: Ärztlichen Rat einholen/ärztliche Hilfe hinzuziehen. P370+P376: Bei Brand: Undichtigkeit beseitigen, wenn gefahrlos möglich. P302+P352: BEI KONTAKT MIT DER HAUT: Mit viel Wasser und Seife waschen. P315: Sofort ärztlichen Rat einholen / ärztliche Hilfe hinzuziehen. P405: Unter Verschluss aufbewahren. P403: An einem gut belüfteten Ort aufbewahren. |
Einstufung nach Stoffrichtlinie (R- und S-Sätze) | |
Piktogramm | |
Risiko-Sätze (R-Sätze) | R 8: Feuergefahr bei Berührung mit brennbaren Stoffen R 23: Giftig beim Einatmen R 36/37/38: Reizt die Augen, Atmungsorgane und die Haut R 50: Sehr giftig für Wasserorganismen |
Sicherheitssätze (S-Sätze) | S 9: Behälter an einem gut gelüfteten Ort aufbewahren S 45: Bei Unfall oder Unwohlsein sofort Arzt zuziehen S 61: Freisetzung in die Umwelt vermeiden |
Warnzeichen | |
Warnung vor giftigen Stoffen | |
Warnung vor brandfördernden Stoffen | |
Warnung vor Gasflaschen |
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Quellenangabe
- Eintrag für Chlor in der Gestis Stoffdatenbank
- Information Chlor, Österreichischer Bundesfeuerwehrverband
Stichwörter
Schwimmbad
cbrn/chemisch/klasse_2/stoffe/chlor.1574858666.txt.gz · Zuletzt geändert: 27.11.2019 12:44 von
Diskussion
Die Einheit der Dichte (flüssig) ist falsch angegeben:
1,565 kg/m³ bei -34 °C und 1013 mbar (flüssig)
Es muss heißen
kg/l
bzw.kg/dm³
oder der Wert muss um den Faktor 1000 höher angegeben werden. Siehe GESTIS-Daten:DICHTE DER FLÜSSIGEN PHASE AM SIEDEPUNKT Wert: 1,5625 kg/l
Vielen Dank für den Hinweis, ich habe den Fehler korrigiert.
Viele Grüße,
Christoph Ziehr