Einsatzleiterwiki

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brand:allgemein:loeschwasser_lange_wegstrecke

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Löschwasserversorgung über lange Wegstrecken

zu treffende Maßnahmen

  • Welche Wassermenge pro Minute wird an der Einsatzstelle benötigt?
  • Entscheidung über
    • Pendelverkehr mit TLF
    • Aufbau einer Schlauchleitung

Allgemeine (Vorgehens-)Hinweise

Pendelverkehr mit TLF

  • Als Ersatz bis Schlauchleitung aufgebaut ist
  • Bei geringem Löschwasserbedarf
  • Wenn ein Löschen des Brandes wahrscheinlich ist bevor eine Schlauchstrecke aufgebaut wäre
  • Bei mehreren kleineren, voneinander getrennten Brandstellen
Löschwasserbedarf an der Einsatzstelle: Liter/Minute  
Tankinhalt der pendelnden Fahrzeuge: Liter  
Fahrzeit von der Füllstelle zur Einsatzstelle: Minuten Schätzhilfe: Zeit pro Kilometer in Abhängigkeit zur Durchschnittsgeschwindigkeit
40 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit entsprechen 1,5 min/km
30 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit entsprechen 2 min/km
24 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit entsprechen 2,5 min/km
Füllstrom: Liter/Minute Welche Wassermenge pro Minute kann an der Füllstelle in das Transportfahrzeug gefüllt werden?
Rüstzeit: Minuten 8 Minuten entsprechen der erfahrungsgemäßen Rüstzeit. Diese umfasst
  • Eintreffen an der Füllstelle bis Beginn des Füllvorgangs
  • Ende des Füllvorgangs bis Abfahrt zur Einsatzstelle
  • Eintreffen an der Einsatzstelle bis Beginn der Entleerung
  • Ende der Entleerung bis Abfahrt zur Füllstelle

Zugrundeliegende Formeln:

Füllzeit = Tankinhalt / Füllstrom

Entleerungszeit = Tankinhalt / Löschwasserbedarf

Zeit für einen Umlauf = Entleerungszeit + 2*Fahrtzeit + Füllzeit + Rüstzeit

Anzahl benötigter Fahrzeuge = Umlaufzeit / Entleerungszeit

Aufbau einer Schlauchleitung

geschlossene Schaltreihe

  • durchgängige Leitung von Wasserentnahme- bis Abgabestelle, nur unterbrochen durch Verstärkerpumpen
  • Vorteile:
    • geringerer Personal- und Materialbedarf
    • schneller betriebsbereit als offene Schaltreihe
  • Nachteil:
    • sofortiger Zusammenbruch der Wasserförderung bei Pumpenausfall oder Schlauchplatzer

offene Schaltreihe

  • unterbrochene Leitung, vor der Pumpe wird das Wasser in einen Behälter (Fahrzeugtank oder Faltbehälter) geleitet
  • Vorteile:
    • keine Druckstöße
    • Pufferung des Löschwassers
    • größerer Abstand zwischen den Pumpen möglich, da kein Mindesteingangsdruck (1,5 bar) an der nächsten Pumpe erforderlich
  • Nachteile:
    • personalintensiver und materialaufwändiger als geschlossene Schaltreihe
    • längere Aufbaudauer

taktische Hinweise

  • wenn möglich unerschöpfliche Wasserentnahmestellen nutzen, ansonsten Überflur- vor Unterflurhydranten verwenden. Hydrantendruck ausnutzen.
  • Stärkste Pumpe an die Wasserentnahmestelle, Löschfahrzeug an die Brandstelle.
  • soweit möglich, pro Leitung einen Förderstrom von 800 l/min planen (wirtschaftlichster Förderstrom bei B-Leitungen)
  • Von beiden Richtungen aufbauen, bei Höhenunterschied bergab.
  • Pro 100m Schlauchleitung schon beim Aufbau einen Reserveschlauch bereitlegen.
  • Pro 3 bis 5 verwendete Pumpen eine Reservepumpe vorhalten - inbesondere bei bereits länger andauerndem Einsatz.
  • Leitung gerade am Rand der Straße verlegen um Befahrbarkeit zu erhalten, Leitung gegen Verkehr sichern, nachts beleuchten.
  • Nur einwandfreies Material in Förderleitung einbauen.
  • Unmittelbar vor den Druckverstärkerpumpen Druckbegrenzungsventile einbauen, soweit diese noch vorhanden sind. Den Druck auf 0,5 bar mehr einstellen als der Eingangsdruck an der Pumpe beträgt. Wenn nur ein Druckbegrenzungsventil verfügbar ist, dann dieses direkt an der Einsatzstelle vor dem Verteiler einbauen.
  • Eigenen Einsatzabschnitt Wasserförderung einrichten, Funkkanaltrennung, Kommunikation der Maschinisten untereinander sicherstellen
  • Schlauchleitung regelmäßig kontrollieren (abgehen/abfahren).
  • Erfahrungswerte:
    • Planungszeit ca. 30 min
    • Aufbau und Inbetriebnahme min. 60 min
    • Personal etwa in Zugstärke für Aufbau erforderlich
  • Rechtzeitig Nachschub anfordern:
    • Betriebsstoffe (Kraftstoff und Öl)
    • Verpflegung
    • Personal zur Ablösung

Berechnung der Pumpenabstände für offene und geschlossene Schaltreihe

Für Tabellen mit Druckverlustwerten siehe Schläuche.

Über die Strahlrohre abgegebene Wassermenge in Litern/Minute Siehe folgenden Link für Wasserlieferungsmengen von Mehrzweckstrahlrohren
Länge der Strecke in Metern  
Höhenunterschied über die gesamte Strecke in Metern Es wird bei der Berechnung von einem gleichmäßigen Anstieg bzw. Abfall über die gesamte Strecke ausgegangen, Anstieg als positive Zahl eingeben (z.B. 35), Abfall als negative Zahl (z.B. -35).
Schlauchgröße: B-Schläuche
A-Schläuche
 
Anzahl der parallelen Leitungen: Mindestfördermengen für die Berechnung:
200 l/min pro B-Leitung, 600 l/min pro A-Leitung
1 Leitung: 200 l/min für B, 600 l/min für A
2 Leitungen: 400 l/min für B, 1200 l/min für A
3 Leitungen: 600 l/min für B, 1800 l/min für A
usw.
Ausgangsdruck der Pumpen in bar Ausgangsdruck und Fördermenge ergibt sich aus der Leistung der schwächsten Pumpe in der Förderstrecke (z.B. 8 bar und 800 Liter/Minute bei einer TS 8/8, auch wenn diese mit einer FPN 10-1000 zusammen eingesetzt wird)
Fördermenge der Pumpen in Litern/Minute
Eingangsdruck der Pumpen in bar 1,5 bar sind Standard-Eingangsdruck für eine geschlossene Schaltreihe. Wird ausnahmslos vor jeder Pumpe ein Löschwasserbehälter eingesetzt, so kann dieser Wert auf 0 geändert werden.
Schlauchlänge in Meter Länge jedes einzelnen Schlauches. Die Distanz zwischen den einzelnen Pumpen wird jeweils auf die nächst kleinere Anzahl an Schläuchen abgerundet.

Quellenangabe

  • B1-Lehrgang 02/2012 am Führungs- und Schulungszentrum der BF Köln
  • Merkblatt Wasserförderung über lange Schlauchstrecken, Staatliche Feuerwehrschule Würzburg
  • Powerpoint-Präsentation „Wasserförderung über lange Wegstrecke“ von Markus Schmidt, BF Leverkusen (abgerufen am 05.02.2013, online nicht mehr verfügbar)

Stichwörter

Wasserförderung, Löschwasser, Pumpenstrecke

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Diskussion

test80.152.225.92, 03.03.2023 08:41

Hallo WIKI-Team, ich berate eine Kommune zur Löschwasserverbesserung im Gemeindegebiet in Sachsen. Ich bin selbst Feuerwehrmann. Bei einer von mir zu betrachtenden Löschwasserstrecke von etwa 1.700 m habe ich von einer möglichen Zisterne bis zum maximalen Einsatzort einen Höhenunterschied von -140 m (bergab-Förderung) Die dadurch entstehenden Druckgewinne, können nicht durch den Reibungsverlust ausgeglichen werden. Druckgewinn: 0,79 bar/100m Reibungsverlust: 0,28 bar/100 m Hat jemand Erfahrung, wie sich das auf das hydraulische System der Förderstrecke und insbesondere an der Pumpe an der Einsatzstelle auswirken kann? Ich würde mich über Eure meinungsäußerung sehr freuen! Thomas

test195.167.73.210, 30.08.2023 22:32

Hallo,

aufgrund der Tatsache das es sich um eine Zisterne handelt, ist eine Saugstellenpumpe (NKS) erforderlich. Diese sollte zumindest so viel Ausgangsdruck fahren das die Entlüftungseinrichtung abschaltet, sagen wir 3 bar. Den von Ihnen angegebenen Druckgewinn wie auch -verlust kann ich nicht nachvollziehen, die Reibungsverluste sind 1,1 bar/100m bei 800 l/min und 1xB75, ich rechne mal weiter in absoluten Zahlen.

Fließdruck an der Einsatzstellenpumpe (BKS) muss für die 2 Fälle Wasserabgabe und keine Wassergabe betrachtet werden.Da die Reibungsverluste der Gesamtstrecke schon 18,7 bar betragen bei 14 bar Gewinn durch das Gefälle ist muss man entweder eine Verstärkerkraftspritze einbauen (bei linearem Gefälle in der Mitte) oder an der NKS einen höheren Ausgangsdruck fahren.

Wasserabgabe ohne VKS

(rückwärts gerechnet) Pa NKS = Pe BKS + Pverlust + Phöhe Pa NKS = 1,5bar + (1,1bar*17) + (-14bar)* *negativ weil Gewinn Pa NKS = 6,2bar → die Saugstellenpumpe muss also einen Ausgangsdruck von 6,2 bar erbringen um 800 l/min zur Brandstellenpumpe mit 1,5 bar Eingangsdruck zu befördern.

Wasserabgabe mit VKS in der Mitte

(rückwärts gerechnet) Pa NKS o. VKS = Pe VKS o. BKS + Pverlust/2 + Phöhe/2 Pa NKS o. VKS = 1,5bar + (1,1bar*8,5) + (-7bar) Pa NKS o. VKS = 3,85bar

Bisher alles easy und handhabbar. Jetzt kommen die beiden Fälle das an der Einsatzstelle „Wasser halt“ gegeben wird aber die Pumpen unverändert weiterlaufen. Aufgrund der flachen Kennlinie einer FPN wird der Druckgewinn durch die VKS gleich zum vorherigen Wert angenommen (2,35bar)

"Wasser halt" ohne VKS

(vorwärts gerechnet) Pe BKS = Pa NKS + Phöhe Pe BKS = 6,2bar + 14bar Pe BKS = 20,2bar → da dieser Druck (Ausgangsdruck der BKS nicht mit betrachtet) deutlich über dem Prüfdruck der Schläuche und dem Nenndruck des Pumpengehäuses liegt, muss mit mechanischen Schäden am Material gerechnet werden. Einbau eines Druckbegrenzungsventil zwingend erforderlich

"Wasser halt" mit VKS

(vorwärts gerechnet) Pe BKS = (Pa NKS + Phöhe/2) + deltaP VKS + Phöhe/2 Pe BKS = (3,85bar + 7bar) + 2,35bar + 7bar Pe BKS = 20,2bar → siehe oben

test2a02:908:8a5:5460:cc20:72ac:f96d:9295, 31.01.2020 15:30

Besteht die Möglichkeit in die Berechnung Schläuche der Größe F aufzunehmen? Diese werden vom THW benutzt und ebenfalls bei den HFS-Systemen der Feuerwehr NRW.

Gast, 02.05.2017 13:42

Hallo, Muss hier unser Wissen über die Wasserförderung bzw. Erfahrung los werden. Unser Löschbezirk ist Gemeindeübergreifend als Löschwasserkomponente eingesetzt. Fahrzeuge: 1x LF-Kats 1x SW1000 (Ford Transit 1986) 1x LF8/6

Bei einer Personalstärke von 10 Einsatzkräften ist es bei uns ohne Probleme machbar innerhalb von 20 Minuten nach Alarmierung einen Strang von 1000 m B-Schlauch mit bis zu 3 verstärkerpumpen inbetrieb zu nehmen. Diese Zeit ist unsere Richteit. Ich denke es kommt bei der Zeit immer darauf an, wie die Fahrzeuge zur Entnahme konzipiert sind. Die neuen SW's sind meiner Meinung nach nicht mehr für das reine Schlauchvelegen gut. Zur Schnelligkeit sind hier die Sonderfahrzeuge „Schlauchverleger“ von verschiedenen Herstellern am besten geeignet. Lieber Gruß Sven

test141.2.95.1, 20.01.2016 12:42

Hallo,

ich bin durch die Wiki Disk darauf gestoßen …. User Woelle ffm

Ich habe dazu auch eine PPT gemacht, wenn du willst kann ich dir diese gerne mal freigeben. Mir fallen dazu etliche Dinge ein. Habe auch Zeichnungen dabei

Besonderheiten beim Aufbau von Wasserförderstrecken

Planungszeit ca. 30 min

Abgabemenge pro min. muss bekannt sein

Topographische Karte muss vorhanden sein

Wegstrecke (Länge der Strecke) muss bekannt sein

Aufbau und Inbetriebnahme min 1h

Ausreichend Personal (min Zugstärke)

Pumpenleistung

Schläuche müssen gerade liegen

Nachts Strecke beleuchtet

Verpflegung

Reserve Personal

Eigener Abschnitt; dadurch eigenen 2m und 4 m Kanal für die Wasserförderung

Uwe Wöllenstein

christoph_ziehr, 20.01.2016 22:00

Vielen Dank für die Hinweise, habe sie an den entsprechenden Stellen mit berücksichtigt.

Viele Grüße, Christoph Ziehr

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