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Reizgase und Pfefferspray

Allgemeine Informationen

Reizgase sind Gase, die bei Kontakt den Körper, insbesondere das Atemsystem und Augenbindehaut, zu einer Reaktion veranlassen. Diese Substanzen werden insbesondere für Abwehrmaßnahmen zur Selbstverteidigung und Abschreckung von Tieren eingesetzt.

In der breiten Bevölkerung wird unter Reizgas hauptsächlich das von Polizei und Sicherheitskräften häufig verwendete Tränengas verstanden; die eingesetzten Mittel werden auch als Abwehrspray / Abwehrmittel bezeichnet.

Das Tränengas ist teilweise frei verkäuflich und wird als Abwehrmaßnahme gegen Überfälle zum Verkauf angeboten. Erhältlich ist es in Spraydosen unterschiedlicher Größe.

Das Sprühbild kann einem konischen Nebel oder einem Strahl entsprechen. Die Reichweite beträgt bei handelsüblichen Geräten 1,5 bis 5 m.

Durch die Polizei werden inzwischen auch Geschosse mit dem Wirkstoff Capsaicin aus speziellen Waffen eingesetzt.

Besonderheiten: In der Vergangenheit sind auch Mischungen mit mehreren Reizgasen/Reizstoffen freigesetzt worden. Reizgase können auch dem Wasser von Wasserwerfern zugesetzt werden.

Im militärischen Bereich finden Reizgase/Reizstoffe ebenfalls Verwendung.

Übersicht über Reizstoffe und Reizgase

Reizgase werden unter Druck (Druckgas häufig Propan/Butan) in einer Gasflasche aufbewahrt. Der Reizstoff selber ist ein Feststoff, der in einem Lösungsmittel gelöst ist.

Die Reizstoffe werden somit als Aerosole freigesetzt. Die festen Bestandteile des Aerosols (die Reizstoffe) wirken nicht nur auf die Augen, Schleimhäute, Atemwege und die Haut sondern lagern sich als feinste Feststoffe auf Oberflächen ab.

In Abhängigkeit von der Menge der Substanz, ihrem Verteilungsgrad, der Temperatur der kontaminierten Oberfläche und anderen Parametern, verdampfen viele Reizstoffe in die Umgebungsatmosphäre.

Übersicht und "nicht-militärische" Reizstoffe und Reizgase

Bezeichnung Abkürzung CAS-Nr.
Umgangs- und Verkaufseinschränkung

vorhanden
o-Chlorbenzyliden-Malononitril CS 2698-41-1 Ja
Brombenzylcyanid CA 5798-79-8 Ja
Ω-Chloracetophenon CN 532-27-4 Ja
Dibenz (b,f) – 1,4-oxazepin CR 257-07-8 Ja
Oleoresin Capsaicin OC 8023-77-6 Nein
Capsaicin 404-86-4 Nein
Nonivamid PAVA 2444-46-4 Nein

Allgemeine Hinweise zur Reizwirkung und Toxizität

Die Reizwirkung von CS, CN, CR und CA beruht auf einer unspezifischen Zellschädigung am Wirkort, die bis zum Zelltod führen kann.

OC und PAVA wirkt durch eine unmittelbare Nervenreizung, die zum direkten Reiz- und Schmerzempfinden führen kann.

Die Reizstoffe enfalten ihre Wirkung innerhalb weniger Sekunden nach dem Kontakt; sie kann, je nach Konzentration, bis zu 30 Minuten anhalten.

Alle Wirkstoffe verursachen in kleinsten Mengen intensives Stechen in den Augen verbunden mit einem massiven Tränenfluss. Hohe Konzentrationen von CN Gas kann zu irreversiblen Augenschädigungen führen.

Auf der Haut können Sie zu Kribbeln, Brennen und Rötung führen. Hohe Konzentrationen von CN und CS Gas kann zu Schwellungen und Blasenbildung auf der Haut führen.

In den Atemwegen führen sie zu Brennen und einer deutlich erhöhten Schleimabsonderung mit Stechen und Brennen. Eine bestehende Bronchitits bzw. Asthma kann sich aufgrund der Reizstoffe verschlimmern.

Bei sehr hohen Konzentrationen kann es in der Lunge zu Wassereinlagerungen und Blutungen kommen.

Informationen zum Pfefferspray

Pfefferspray ist der Sammelbegriff für verschiedene Spray´s mit einem Reizstoff, der gegen Menschen und andere Säugetiere wirkt. Mit dem Begriff ist meist ein Reizstoffsprühgerät mitsamt dem enthaltenen Wirkstoff Oleoresin Capsicum OC “ oder „ Capsacin “ gemeint.

Das Capsaicin wird, mit anderen Substanzen, aus der Chilli-Schote extrahiert.

Der zweite mögliche Wirkstoff im Pfefferspray ist das sog. PAVA („Pelargonsäure-vanillylamid“); das PAVA ist ein, dem OC nachgebildeter synthetischer Reizstoff mit gleichen Eigenschaften wie das OC.

Der Wirkstoff ist zwischen ~ 3 % und ~13 % in Lösungsmittel gelöst.

Symptome nach einer Pfefferspray-Freisetzung

  • Augen: Eine Schwellung der Schleimhäute bewirkt das sofortige Schließen der Augenlider für ungefähr fünf bis zehn Minuten.
  • Atmung: Ein Einatmen des Pfeffersprays führt zu Husten und Atemnot, selten Ersticken.
  • Haut: Die besprühten Stellen „brennen“ und zeigen für 15 bis 40 Minuten einen Juckreiz. Je nach Dosierung kann es aber noch 48 Stunden dauern, bis die Wirkung nachlässt. Alle Symptome treten sofort oder nach wenigen Sekunden auf

Maßnahmen bei einer Freisetzung in Gebäuden

  • Betroffenen Räumlichkeiten räumen und ausreichend lüften
  • Betroffene medizinisch betreuen
  • Kontaminierte Kleidung ablegen
  • Nach Hautkontakt: Kontaminierte Haut mit viel Wasser und Seife abspülen
  • Nach Augenkontakt: Augen bei geöffnetem Lidspalt mehrere Minuten unter fließendem Wasser abspülen und Arzt konsultieren. Achtung: Es gibt Fallberichte über Todesfälle im Zusammenhang mit Pfefferspray und Drogenkonsum!
  • Kontaminationsverdächtige Flächen mit Wasser und Seife abwaschen

Mess- und Nachweismöglichkeiten für Reizgase

Aufgrund der sehr geringen Wirkkonzentration lassen sich Reizgase nicht mit den herkömmlichen Mess- und Nachweisgeräten wie beispielsweise Mehrgasmessgeräten, Photoionisationsdetektoren (PID), Ionenmobilitätsspektrometer (IMS) oder Prüfröhrchen nachweisen.

Ein Nachweis ist über die Entnahme einer Wischprobe von einer kontamininierten Oberfläche mit anschließender Probenaufbereitung und:

  • GCMS-Analytik (Gaschromatograph-Massenspektrometer)
  • DC-Analytik (Dünnschicht-Chromatographie)
  • LC-Analytik (Flüssigkeitschromatographie)

möglich.

Kontaktdaten/Ansprechpartner

Standorte der Analytischen Task Force, Giftnotrufzentralen

Quellenangabe

Handbuch der Analytischen Task Force der Feuerwehr Köln; Tel. 0221-9748-62100 oder +49 1703656533

Stichwörter

Reizgase, Pfefferspray, Einsatzgrundsätze Messgeräte

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cbrn/start/reizgase_und_pfefferspray.txt · Zuletzt geändert: 07.05.2022 18:16 von besslich